4 Drei auf einen Streich

Selbst den Wunsch nach Kindern zu haben und darauf zu warten endlich ein Kind zu bekommen ist schwer, mitzubekommen wie andere Frauen währendessen schwanger werden, macht das Warten noch schwerer.


Diese Woche haben uns drei Leute erzählt, dass sie schwanger sind. Alle versuchen es immer liebevoll zu sagen und machen sich Gedanken, aber ich glaub es gibt kein richtig machen, keinen Weg es so zu sagen, dass es nicht weh tut und einen Stich ins Herz verursacht. Nicht bösartig und wie gerne würde ich mich einfach für die Paare freuen können, aber trotzdem ist immer Schmerz mit einer solchen Nachricht verbunden und dann diese Woche gleich dreimal. Und das wo ich schon in der letzten Woche gemerkt habe, dass umso näher der 05.08.2021 rückt ich wieder angespannter, näher am Wasser gebaut bin und unsere Johanna wieder so sehr vermisse. 

Ich vertraue Gott und weiß, dass er da ist und uns begleitet, aber der Schmerz und die Trauer verschwinden einfach nicht, werden vielleicht nie und müssen es vielleicht auch nie ganz. Die Intensität verändert sich von Zeit zu Zeit, aber ein drüber hinwegkommen und vergessen wird es niemals geben und muss es wohl auch nicht. Es wird ein lebenslanges Lernen und Integrieren von Trauer in unserem Leben. 

Der 05.08.2021 – Johannas Entbindungstermin – ich weiß die Wahrscheinlichkeit, dass sie genau dann gekommen wäre ist sehr gering, aber dennoch steht der Tag für den Zeitpunkt (welcher genau es gewesen wäre egal) an dem wir unser Kind in den Armen halten, es in die Wiege legen und mit dem Kinderwagen, den ich mir immer gewünscht habe durch die Gegend fahren, etc. wollten. Jetzt stehen all die Sachen (Kinderwagen mit verschiedenen Aufsätzen, die weiße Wiege und das weiße Kinderbett, Babyklamotten, etc.) auf dem Speicher, ohne dass wir wissen, ob wir sie je brauchen werden…

 

Manchmal stelle ich mir vor (wie bei Hiob), dass Satan bei Gott vorspricht und fragt: „Und was ist wenn … in Tabeas Leben passiert?“ und Gott sagt: „Okay, lass uns schauen was passiert“. Manchmal frag ich mich wann es endlich reicht. 
Und ich habe Gott gesagt, dass er bei mir nicht nur die Grenze meines Lebens ziehen soll sondern, dass meine Grenze definitiv auch bei Jonas Leben liegt.  Ich hoffe sehr, dass er diese Grenze dem Satan aufzeigt. 
Bisschen verrückt, denke ich dann so mit Gott zu reden aber ich darf ihm alles sagen, das hab ich so gelernt also darf ich ihm auch sagen, dass meine Grenze definitiv auch bei Jonas Leben ist und ich mir wünsche und irgendwie auch von ihm erwarte, dass er sie respektiert. 
Ich glaube immer mehr daran, dass dieser Satz, den ich als Kind so oft gehört habe: „Man darf Gott alles sagen“ wahr ist und ich möchte ihn so leben und es schmerzt mich, dass er leider oft so wenig gelebt wird, erst vor ein paar Tagen sprach ich mit einer Bekannten, der es gut tat zu lesen, dass ich wütend auf Gott war, weil sie das in einer anderen Situation auch so erlebt hat und sich deshalb schlecht gefühlt hat. Wir dürfen Gott alles sagen und alles schließt einfach wirklich alles ein, zumal Gott eh alles weiß was wir fühlen und denken warum sagen wir es ihm dann nicht, sondern denken wir dürften Gott sowas doch nicht sagen oder solche Gedanken haben. 
Irgendwie paradox und dennoch so verbreitet: „So darf man nicht mit Gott reden“. Auf einem Seelsorgeseminar sagte eine Dozentin mal, dass wir nicht denken müssten wir würden Gottes Selbstbild und seinen Selbstwert zerstören wenn wir wütend auf ihn sind und ihm sagen was wir doof finden. 
Ist nicht das Einzige das wichtig ist, dass wir hinterher wieder da landen, dass wir Gott vertrauen und ihn als groß und allmächtig ansehen und seinen Wegen folgen möchten und damit auch die Schwierigkeiten annehmen und an seiner Hand meistern wollen. Toll finden müssen wir die Probleme und Herausforderungen deshalb ja nicht. Wir können sehen und merken was wir in dieser Zeit gelernt haben und das als wertvoll ansehen für mein Leben (sind so nicht die meisten Psalmen aufgebaut? Klagen, weinen, verzweifeln, etc. und dann Gott erkennen und loben für das was er ist) - das will ich tun, aber deshalb werde ich Johannas Tod niemals toll finden und Gott findet Leid auch nicht toll. 

 

Und ich will nicht und niemals, dass der Teufel über mich triumphieren wird. Das habe ich mir fest vorgenommen und ich will deshalb meine Beziehung zu Gott lebendig halten, immer nach ihm suchen und mich ehrlich bei ihm auskotzen und nach Hilfe schreien (wie David in den Psalmen), denn so will ich an ihm dran bleiben und mich immer in seine Arme und nicht in die Arme des Satans fallen lassen.


Tabea - 01. August 2021