15 mein persönlicher Klagepsalm

Vor ein paar Wochen hatte ich nochmal ein richtiges Tief, körperlich und emotional total am Ende. Hoffnungslos und enttäuscht von allem, dem Leben und Gott. Ich schrieb einen langen Text. Als Jonas den gesamten Text las sagte er, es sei mein ganz persönlicher Klagepsalm, und irgendwie hat er recht damit. Die letzten Jahre haben mir die Psalmen in der Bibel oft geholfen meine Gefühle und Gedanken in Worte zu fassen und zu Gott zu schreien und seine Hilfe einzufordern, diesmal hab ich meine eigenen Worte gefunden.


Irgendwie kam mir, nachdem ich alle meine Sorgen, Gedanken, Fragen, all mein Leid aufgeschrieben hatte (ganze zwei Din A4 Seiten) der Gedanke mein „grünes Buch“ (einfach ein Notizbuch mit grünem Einband) in die Hand zu nehmen. Hier rein habe ich in den letzten zwei Jahren (und tue es noch) immer wieder Verse aufgeschrieben, die mir begegnet sind, die mir geholfen haben meine Perspektive und meinen Blick von mir auf Gott zu richten. Irgendwann habe ich mal gehört, wir dürfen Gott diese Verse bringen und so quasi seine Verheißungen einfordern, bzw. sie aus seiner Hand abholen. Und ich durfte wieder neu erleben, wie mir das hilft, bzw. wie Gott mir hilft, wenn ich ganz konkret von ihm das erbitte, was er mir anbietet und das auch annehme. Wenn ich aufhöre selbst aus meiner Kraft heraus zu versuchen wieder Boden unter die Füße zu bekommen oder zu versuchen etwas von ihm zu erbitten, was ich für richtig halte, statt das Richtige von ihm zu nehmen, was er uns Gutes anbietet.

 

Folgendes schrieb ich dann, bzw. es war ein Gebet, ein flehendes und erwartendes Gebet an Gott, das ich mitschrieb. Erwartendes Gebet, weil ich von ihm erwartete, dass er seine Versprechen/Verheißungen hält. Hier der letzte Teil meines Textes vom 16. April 2022.

 

Mein Klagepsalm

 

"Unbeschwerte Zeit, wo bist du? Wir durften sie doch schon mal wieder haben. Warum nur so kurz und wann kommt sie zurück? Wir waren doch wieder so glücklich, leicht und unbeschwert. Und jetzt? Das darf so nicht weitergehen. Aber mir fehlt gerade die Kraft etwas zu verändern. Wenn es mir körperlich nicht gut geht, bin ich so kraftlos und fühle mich so machtlos. Dabei will ich mich nicht einfach hängen lassen. Ich will aus deiner Kraft leben. Wie ging das nur nochmal? Ich weiß nicht mehr wie das ging und wie ich das geschafft habe, dabei habe ich es doch immer wieder erlebt die letzten Jahre. Bitte Gott komm und sei du meine Kraft. Ich bin am Ende und ich brauche dich. Ich bete jeden Tag zu dir, ich flehe dich an. Wo bist du?

Du hast mir versprochen mir Kraft zu sein, wenn ich schwach bin (2. Korinther 12,9). Ich bin schwach.

Du hast versprochen mein Held zu sein der mich rettet. Rette mich. (Zephania 3, 17).

Du hast mir versprochen mich leichtfüßig zu machen. Ich kann kaum noch gehen.

Du hast versprochen mich sicher über Berge schreiten zu lassen (Habakuk 3,19). Hilf mir durch diese Zeit und lass sie mich nicht kaputt machen.

Du hast versprochen meine Hilfe zu sein. Hilf mir.

Du hast versprochen mich zu stützen und zu tragen (Psalm 94,16-19). Ich lass mich fallen, halte mich.

Du hast versprochen mich heute zu retten und für mich zu kämpfen (2. Mose 14,13-14). Ich will still sein.

Du hast versprochen, dass du bei mir bist, wenn ich durch Schwierigkeiten gehe und dass sie mir nichts anhaben werden (Jesaja 43,1-2). Pass auf mich und Jonas auf.

Du hast gesagt, du wirst uns antworten und uns leiten und unsere Seele sättigen (Jesaja 58,9-11). Sprich zu uns. Meine Seele ist so hungrig nach dir.

Du hast versprochen du lässt uns nicht scheitern (Psalm 55,23). Richte mich auf.

Du hast versprochen uns Frieden zu geben (Philippe 4,7). Erfülle meine Seele und mein Herz mit deinem Frieden.

Du hast versprochen uns zu segnen (Jeremia 17,7) lass uns deinen Segen erkennen.

Du hast versprochen uns nicht im Stich zulassen (Hebräer 13,5). Hilf uns dich zu erkennen.

Du hast gesagt, du willst unsere Trauer in Freude verwandeln und uns aufbauen.

Du hast gesagt es gibt Hoffnung für unsere Zukunft (Jeremia 31,13-17). Lass uns das erkennen und darauf vertrauen.

 

Ich will dir vertrauen und auf dich bauen. Die Hoffnung auf dich setzen und nicht verzagen.

Du bist meine Rettung und ich werde dir noch danken (Psalm 42,6). Schenk du mir das Gelingen dazu, schenke mir diesen Glauben (1. Petrus 5,10). Verleihe mir Kraft und Stelle meine Füße auf festen Boden, auf das Fundament das trägt, auf dich will ich bauen. In meiner Angst, in meinem Schmerz, in meinen Sorgen will ich auf dich schauen. In meinen Plänen will ich nach deinen Plänen suchen, denn das sollen auch meine sein. Leite uns an geduldig zu sein und dir zu vertrauen (2. Thessalonicher 3,5).

 

Ich bete Epheser 3,14-21. Ja, stärke meine Seele mit deiner Kraft. Lebe du in meinem Herzen. Und lass mich fest in deiner Liebe verwurzelt und gegründet sein, sodass mich nichts wanken lässt. Lass mich deine unbegreifliche Liebe begreifen. Ich möchte dich ehren, dich anbeten mit Worten und meinem Leben.

 

Ich möchte lernen mir genügen zu lassen, egal wie es mir geht (Philippe 4,11). Hilf mir dabei. Mir fehlt so oft die Kraft dafür. Du hast gesagt, dass das was du angekündigt und versprochen hast auch hältst. Darauf möchte ich vertrauen und das erwarten. So wie in Jeremia 31, 25-26. Schenke, dass ich das so erleben darf.

 

Du gibst genau Acht auf mich (2. Mose 3,7+8+16+17), du kennst meine Schmerzen. Körperlich und Emotional. Du bist meine Zuflucht (Psalm 91,2). Ich will zu dir rennen und mich bei dir bergen.

 

Heile du mich Herr dann werde ich geheilt, Hilf mir dann ist mir geholfen. Dich alleine will ich preisen (Jeremia 17,14).

 

Amen".

 

In einer Predigt sagte der Pastor, dass am Ende eines Klagepsalms aus der Bibel, nicht plötzlich alles gut ist, sondern dass dort Hoffnung ist. Darüber musste ich nachdenken. Und es stimmt die Situation, in der der Psalmist sich befand und in der er seine Klagen vor Gott gebracht hat, war hinterher meist die gleiche. Aber die innere Einstellung und die innere Haltung haben sich verändert. Gott hat ihm Kraft und Hoffnung geschenkt, sodass er trotz schwieriger Situation gestärkt und zuversichtlich sein konnte.

 

Und das durfte ich auch erleben. Nachdem Schreiben und Beten war ich zwar müde, aber auf eine gute Art und gleichzeitig total gestärkt, ermutigt und ich fühlte mich leicht. Richtig leicht und unbeschwert. Die Situation war die gleiche, körperlich ging es mir nicht gut, die Umstände und Ungewissheiten unseres Lebens waren immer noch die gleichen. Dennoch erfüllte mich ein großer Frieden und eine innere Ruhe, Gottes Frieden. Ich konnte wieder hoffnungsvoller in die Zukunft schauen und darauf vertrauen, dass Gott es gut macht, egal was kommt und vor allem, dass er bei allem dabei ist und für mich kämpft, meine Kraft ist und er uns durch alle Zeiten hindurch tragen will und wird, wenn ich mich tragen lasse. Und ich bekam wieder neue Kraft um weiterzugehen.

 

Ich möchte dich so ermutigen das auch auszuprobieren. Fordere dir bei Gott ein, was er versprochen hat, hole es dir dort ab. Er gibt so gern und wartet eigentlich nur darauf, dass wir zu ihm gehen und wir die Hand aufhalten und das ergreifen was er uns verspricht zu geben. Aber wir müssen aktiv werden und es bei ihm abholen und es von ihm erbitten, dann gibt er gerne. Auch das verspricht er immer wieder in der Bibel. Ich möchte das immer mehr tun, und hoffentlich immer schneller darauf kommen dies zu tun, wenn es mir so schlecht geht und emotional so am Ende und erschöpft bin und die Hoffnung verliere.


Tabea - 06. Mai 2022