18 Brief an unser viertes Kind

Auch dieser Text liegt zeitlich vor dem Text 16 "Johanna - du wirst große Schwester". Es war für mich der letzte Schritt hin zu der Entscheidung: Ja, wir sind bereit. Er handelt von dieser unfassbar starken Liebe, die ich empfand, aber die kein Gegenüber hatte, was mich fast verrückt gemacht hat...

Ich liebe dich mein viertes Kind.

Noch gibt es dich nicht und ich weiß nicht, ob es dich jemals geben wird. Doch ich wünsche mir so sehr, dass es dich geben darf (und Jonas wünscht es sich auch), dass ich dich weiter lieben darf, dass ich dich tragen und an die Hand nehmen darf, dass ich dich fordern und fördern darf, dass ich mit dir leben darf, dass wir eine Familie sein dürfen, dass wir zusammen durch Freude und Leid gehen, dass ich dich unterstützen darf, dass ich dich frei lassen darf, dass ich  beobachten darf wie du aufwächst, wie du deine ersten Schritte machst, wie du weitere Schritte gehst im Leben, Kindergarten, Schule, Freundschaften, Beziehung, Glauben, ... ich bin so gespannt.

Ich liebe dich mein Kind, ich sehne mich so sehr nach dir, mein Herz hat so viel Liebe für dich und ich werde sie dir so gern schenken. Ich habe großen Respekt vor der Schwangerschaft. Angst wie es mir geht, wie ich mich fühle, was ich kann und was ich nicht kann, was ich darf und was ich nicht darf. Wie nahe ich Jonas sein kann, wie fern und allein ich mich fühlen werde, davor habe ich große Angst. Angst vor der Cerclage. Angst vor der Unsicherheit, ob wir dich behalten dürfen oder ob wir uns von dir auch viel zu früh verabschieden müssen.

Doch weißt du was: meine Liebe für dich ist so viel größer. So viel größer, dass ich den Weg gehen will, dass ich alles aushalten will, weil ich mich so sehr nach dir sehne, mich dich so sehr wünsche und dich so über dermaßen doll liebe.

Tabea (ergänzt von Jonas) - Mitte August 2022