12 Das vergangene Jahr


Johannas erster Geburtstag rückt immer näher.  Und ich muss vermehrt über das vergangene Jahr nachdenken. Hier ein paar meiner Gedanken...


Es hat sich viel getan, nicht nur, dass wir viel renoviert haben und in unser Eigenheim gezogen sind, ich eine neue Arbeitsstelle und ein Fernstudium begonnen habe, sondern auch sonst hat sich viel getan. Beziehungen sind enger geworden, zwischen Jonas und mir, auch wenn wir uns fragen wie wir durch Krisen immer noch näher zusammen wachsen können, und auch zu anderen Menschen haben sich Beziehungen verändert, sind intensiver und enger geworden oder es sind ganz neue Beziehungen entstanden. Was hat sich noch verändert? Meine Beziehung zu Gott. Und ich selbst habe mich verändert.

 

Wir sind durch viel Leid gegangen, viele Tränen sind geflossen, Momente der Verzweiflung und völligen Erschöpfung, aber auch Momente der Freude und der Hoffnung und des Glücks, viele Fragen sind aufgetaucht und zum Teil nach wie vor unbeantwortet. Bald ist Johannas Geburt ein Jahr her und wir sind nicht wirklich schlauer. Bei der humangenetische Untersuchung wurde bei mir eine genetische Veränderung auf einem Genabschnitt, der für das Ehlers Danlos Syndrom zuständig ist gefunden (hat 5 Monate gedauert), aber eine Variante die es so noch nicht gab, wohl nichts ganz Ungewöhnliches für Humangenetiker, die finden wohl immer Mal was Neues, aber um sicher zu gehen, ob das die Ursache ist, wurde bei einem Teil meiner Familie ebenfalls Blut abgenommen um zuschauen, ob diese Veränderung dort ebenfalls vorliegt. Das war im Oktober und auf die Ergebnisse warten wir immer noch.

 

In der Seelsorge haben wir im Januar zurückgeblickt, was ich im Laufe der letzten Jahre, gerade in der Krisenzeit für Strategien entwickelt habe um Herausforderungen zu meistern und meinen Ängsten und Sorgen entgegen zu treten und mich nicht von ihnen überwältigen zu lassen. Das war ermutigend und ich habe es mir in meinem Arbeitszimmer auf gehangen, damit ich es nicht vergesse wenn neue Herausforderungen kommen.

 

In einer Predigt sagte der Pastor einmal: „Angst und Sorgen zu haben, bedeutet sich eine Zukunft ohne Gott vorzustellen“. Ja das ist wahr und es hat mich ein Stückweit überführt, denn ich mache mir oft Sorgen und habe oft Angst, gerade auch in den letzten zwei Jahren haben mich viele Ängste, Sorgen und Unsicherheiten begleitet. Ich möchte mich in Zukunft meinen Ängsten und Sorgen stellen, aber nicht um zu kapitulieren, sondern um sie an Gott abzugeben und ihm zu vertrauen, dass er für mich kämpft, sorgt und alles in seiner Hand hat und er ein Gott ist der Wunder tut, die größer sind als ich sie mir vorstellen kann.

 

Ich weiß, dass er Wunder tun kann und gleichzeitig frage ich mich oft, ob er das Wunder auch tut. Ist das Misstrauen statt Vertrauen? Ich weiß es nicht genau. Ich weiß, dass Gott uns nicht alle unsere Wünsche erfüllt und doch erfüllt er auch viele davon. Gerade auch beim Kinderwunsch, schau ich in die Bibel gibt es einige Frauen, die darunter gelitten haben kein Kind zu bekommen und dann hat Gott ihnen doch eins geschenkt. Weil sie ihm vertraut haben, dran geblieben sind und dafür gebetet haben ohne aufzugeben. Ich weiß nicht, ob er das bei uns auch tut, aber ich möchte dafür beten und daraufhin leben. Nicht als sei das, das einzige Ziel im Leben und wenn wir kein lebendes Kind bekommen ist das Leben sinnlos und vertan. Nein, ich möchte auch in der Wartezeit, jeden Tag aus Gottes Hand nehmen und leben. Unser Leben im hier und jetzt leben, gestalten und feiern.


Lange Zeit habe ich mich im vergangenen Jahr nach Leichtigkeit gesehnt. Und Gott hat mir, an einem Morgen, in einem Bibelvers, den er mir persönlich (mein Name bedeutet Gazelle) geschenkt hat, versprochen mir diese Leichtigkeit zu schenken. „Der Herr, der mächtige Gott, gibt mir Kraft! Er macht mich leichtfüßig wie eine Gazelle und lässt mich sicher über Berge schreiten.“ (Habakuk 3,19). Und diese Leichtigkeit darf ich gerade und auch schon in den letzten Wochen erleben, nicht das es keine schweren Momente mehr gibt, aber sie sind so viel seltener geworden, dafür dürfen Jonas und ich so viele schöne und leichte Momente genießen. Einfach unbeschwert lachen und rumalbern. Schöne Zeit zusammen genießen, einander genießen und fröhlich sein. Alltag gestalten und besondere Momente schaffen. Kreativ sein, zusammen werkeln, an unserem Häuschen weiterbauen, uvm. Wir können uns wieder ganz aufeinander und auf unsere Beziehung konzentrieren, unsere Beziehung zu Gott weiter festigen, wachsen und den Moment genießen. Nicht, dass wir in den letzten Jahren keine Beziehung gelebt haben, aber oft lag dennoch die Trauer wie ein Schatten über uns. Wir haben gelacht aber nicht so frei und von ganzem Herzen, wir haben Zeit zusammen genossen, aber nicht so leicht und unbeschwert.

 

In einer Predigt sagte unser Jugendpastor als Merksatz folgendes: Handeln ohne zu beten ist Unglaube, beten ohne zu handeln ist toter Glaube aber beten und Handeln ist lebendiger Glaube“. Wir wollen einen lebendigen Glauben haben und leben und zwar in allen Bereichen unseres Lebens.


Tabea - Ende Februar/Anfang März